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Sonntag, 17. März 2019

Die Startup-Lüge: Hurra, wir lügen noch!


Wer ein Startup gründet, gilt als cool. Ebenso, wer bei einem Startup arbeitet oder dort einmal ein paar Monate, Tage oder Sekunden verbracht hat. Wer nicht in einem Startup seine Arbeit verrichtet, möchte aber zumindest so tun, als sei er in einem. Er tauscht Lackschühchen mit Sneakern, beklebt seinen Laptop mit lustigen Stickern und richtet ein Kreativzimmer ein.

Nun habe ich mal hinter die Kulissen von Startups geblickt. Und daraus ein Buch gestrickt. Mit Recherche-Ergebnissen, mit denen ich selbst nicht gerechnet hätte: Etwa, wie viele Startups tatsächlich scheitern. Und dass dieses Scheitern nicht toll ist, wie so oft gepredigt wird, sondern, um einen gescheiterten Gründer zu zitieren: Scheitern ist Scheiße.


Am meisten beeindruckt aber bin ich davon, wie viele Startups keine mutige Geschäftsidee verfolgen, sondern wie sie ihre Investoren blenden wollen, um möglichst schnell per Exit-Strategie an das große Geld zu kommen. Wie es Teenies und Studenten gelungen ist, Milliarden für Bluffs einzusacken.
Ein Punkt schmerzt aber besonders, den meine Recherchen gezeigt haben: Wie stark insbesondere Frauen in Startups ausgebeutet werden und wie dramatisch dort das Me-too-Thema aufkommt, schlimmer als etwa bei der Bundeswehr.

Frauen erhalten von Investoren nur ein Viertel ihrer geforderten Gelder, Männer das Doppelte. Risikokapital fließt nur zu zwei Prozent an Frauen. Und das, wo sie nachweislich deutlich erfolgreicher sind als ihre männlichen Kollegen. Was auch daran liegt, dass Frau an sich weniger gerne blufft, dass sie realistischere Businesspläne erstellt, dass sie weniger gierig ist, dass sie erst dann gründet, wenn sie völlig überzeugt von ihrer Idee ist.

Männer dagegen gründen schneller. Oft, ohne sich über ihre Zielgruppen Gedanken gemacht zu haben. Oft, ohne sich mit Märkten beschäftigt zu haben oder mit etwaigen Wettbewerbern.
Das Buch liest sich wie ein Krimi. Mit einem brutalen Fall nach dem anderen. Sie werden bei der Lektüre 220 Seiten lang nur den Kopf schütteln…

Die Startup-Lüge von Jochen Kalka, Econ-Verlag 2019

Samstag, 29. September 2018

Zahlen für das Warten beim Arzt?


Je länger der Aufenthalt im Wartezimmer dauert, desto teurer wird es – für den Patienten. Ist das wirklich so? Keine Sorge, nicht jeder Arzt schlägt bei jedem Patienten zu, das wird mit Sicherheit die absolute Ausnahme sein, denn eigentlich gibt es für diese Leistung klare Spielregeln. Also nochmal, welche Leistung?

Nach den allgemein gültigen Abrechnungsbestimmungen, der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) greift die Ziffer 56 für folgende Leistung, hier wörtlich zitiert:
„Verweilen ohne Unterbrechung und ohne Erbringung anderer ärztlicher Leistungen je angefangener halber Stunde 18,89 Euro“.

Zu Deutsch: Das Verweilen im Wartezimmer kostet, wenn der Arzt nichts macht. Eigentlich ist diese „Leistung“ dafür gedacht, wenn der Arzt mindestens 30 Minuten lang nichts anderes tun kann. Etwa bei einer intravenösen Injektion während eines Hausbesuchs. Oder „im Zusammenhang mit dem Beistand bei einer Geburt“, wobei hier die Verweilgebühr erst nach Ablauf von zwei Stunden berechnet werden darf, wenn quasi ein weiteres Warten danach noch notwendig ist.

Man muss hier ehrlicherweise sagen, dass diese Leistung sehr günstig ist, wenn sie ein Arzt in solchen Fällen in Anspruch nimmt. Die meisten Ärzte stellen selbst solch eine Wartesituation gar nicht erst in Rechnung. Vorsicht vor Pauschalverurteilungen!

Jetzt erklärt es sich dennoch, woher der Spruch kommt: „Warten lohnt sich“. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Womöglich werden demnächst in den betroffenen Wartezimmern Parkuhren an den Sitzen angebracht oder ein Taxameter. Kommunen könnten das Warten ebenfalls kapitalisieren, nicht nur in Behörden, sondern an jeder Ampel – für Fußgänger gleichermaßen wie für Autos.
Wartet nur mal ab!

Samstag, 26. Dezember 2015

Terror-Schildkröten gefährden Flugverkehr

Ausgerechnet in seiner Weihnachtsausgabe ist dem Nachrichtenmagazin Spiegel ein Coup gelungen, der von den bisher bekannten Kriegs- und Terrorängsten begründet ablenkt, doch neue Gefahren aufzeigt: Flugzeuge drohen mit Objekten zu kollidieren, die man nicht wirklich auf dem Radarschirm hatte. Es geht um Schildkröten. Wörtlich schreibt der Spiegel 53/2015 auf Seite 107, dass „198 Schildkröten laut der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde FAA von Januar 1990 bis Juli 2015 in den USA von Flugzeugen erfasst worden sind.“

Was für ein Risiko, über das die meisten Menschen noch nie nachgedacht haben. Binnen 25 Jahren 198 Kollisionen mit lebenden Panzern? Das sind jährlich acht unheimliche Begegnungen. Wie sehen die denn in der Realität aus? Überhaupt, seit wann können Schildkröten fliegen? Die Zahl der Menschen mit Flugangst wird mit dieser schrecklichen Meldung dramatisch in die Höhe schießen.

Die gute Nachricht, die der Spiegel in besagtem Bericht anfügt, ist, dass „im gleichen Zeitraum kein einziger Zusammenstoß eines Flugzeugs mit einer Mikrodrohne verzeichnet wurde.“ Abgesehen davon, dass es Drohnen noch keine 25 Jahre lang gibt.

Bleibt die Frage offen, was es mit den 198 Schildkröten auf sich hat. Steht „Schildkröte“ vielleicht für ein militärisches Fluggerät? Mitnichten. Auch wenn der Asterix-Leser die „Schildkrötenformation“ kennt, die sogenannte Testudo-Formation, bei der römische Soldaten ihre Schilder vor, beziehungsweise über sich hielten und damit einen Panzer bildeten.

Nein, das ist nicht die Lösung der vom Spiegel aufgedeckten Schildkröten-Affäre. Auch geht es nicht um eine Erfassung von Schildkröten, also eine Zählung vom Flugzeug aus, einer vom Aussterben bedrohten Tierart.

Wühlt man tief in den Archiven, in denen sich geheime Papiere von Bedrohungsszenarien gegen die USA finden, stößt man auf Dokumente, die beweisen, dass Schildkröten tatsächlich gerne mal den Flugverkehr lahmlegen. Allerdings in Form von gepanzerten Bodentruppen. So begeben sich jährlich Ende Juni bis Anfang Juli am New Yorker JFK oft mehr als 100 Schildkröten auf die Straße – oder vielmehr auf die Rollbahn.

Um in der nahen Jamaica Bay Eier abzulegen. Aber das hat der Spiegel noch nicht enthüllt.

Sonntag, 12. Juli 2015

Nackt beim Bügeln

Unter der Rubrik „Textile Pflege“ bewirbt Rewe in seinem aktuellsten Prospekt Dinge wie Wäschekörbe, Standtrockner inklusive 2 Kleinteilehalter oder Bügelbretter. Doch das Highlight kommt noch. Dazu muss man auf jener Prospektseite schon genauer hinsehen. Denn der Höhepunkt, wenn man so will, ist der „Bügelbrettbezug Magique“. Dieser magische Stoff zeigt einen attraktiven Mann in voller Bügelbrettgröße. 

Doch es kommt noch besser. Denn der Mann hat Lust, gebügelt zu werden. Während des Bügelvorganges verändert sich das Foto, Zitat, „in 3 Schritten“.
Rewe dichtet:
Schritt 1: Mann angezogen,
Schritt 2: Bügeleisen fährt drüber,
Schritt 3: Mann in Shorts“.

Heißt: Wer bügelt, wird mit einem nackten Mann auf dem Bügelbrett belohnt. Was es mit den Größen L und XL auf sich hat, kann man nur erahnen.

Die Frage ist, ob es für 9.99 Euro auch andere magische Bügelbrettbezugfotos gibt. Etwa Rewe-Manager, die zusammengefaltet werden.

Montag, 27. April 2015

Die merkwürdigen Methoden von Kabel BW

Es ist Freitagnachmittag, 17.12 Uhr, es klingelt das private Handy. Der Anrufer hat eine unbekannte Nummer.
Entsprechend misstrauisch: „Ja?“
Der Anrufer mit der unbekannten Nummer, ohne sich vorzustellen, ruppig:
„Wer sind Sie?“
Nach freundlicher Vorstellung mit der Gegenfrage, immer noch höflich: „Und wer sind Sie?“,
folgt als Antwort immerhin der volle Name, nennen wir den Anrufer:
„Michael Fels“.
Da sich der unbekannte Michael Fels nicht näher äußert, möchte man doch schlicht mal wissen, was der Anrufer will.
„Ich bin von Kabel BW.“
„Aber ich möchte nicht privat angerufen werden.“
„Das ist doch kein privater Anruf, Sie sind doch Kunde bei uns.“
„Ok, wieso rufen Sie denn an, gibt es ein Problem mit meinem Anschluss?“
Der Anrufer legt wortlos auf.
Schade.
Sicher wäre ich ein noch viel besserer Kunde bei Kabel BW geworden. Wo es doch kaum mehr so nette Werbeanrufe gibt.
Meine liebste Antwort auf Werbeanrufe ist, ganz höflich natürlich:
„Oh, jetzt passt es mir leider gar nicht. Darf ich Sie vielleicht heute Abend privat anrufen?“


Samstag, 25. April 2015

Wie eine Überraschung nicht funktioniert

Wenn Wochen nach dem Osterfest eine Werbebotschaft im Briefkasten landet, in Form einer großen Karte mit Osterhase und Eiern, dann kann was mit dem Marketing nicht stimmen. Erst recht, wenn die Botschaft schon mal eingetroffen war. Die gleiche? Nein, nicht ganz, also von Anfang an:

Klett ist ein Schulbuchverlag. Seine Zielgruppe: Lehrer. Diese werden immer wieder mit freundlichen Hinweisen auf neue Lektüre und sonstigen Wissensvermittlungsstoff versorgt. In der Regel geschieht dies relativ sachlich. Nicht in diesem Jahr im Umfeld von Ostern. Da kam eine Karte, die zwei Überraschungen beinhalten würde. Um diese zu finden, hätte man zwei Eier freirubbeln müssen.

Dies scheint kein Mensch der Klett-Zielgruppe gemacht zu haben. Warum auch? Wie gesagt, nicht Schüler, sondern Lehrer wurden angeschrieben. Bei Klett hatte sich das Marketing wohl gedacht, dass die Lehrer das nicht kapiert hätten oder schlicht zu doof fürs Rubbelquiz wären.

Nun sollten aber die vielen Marketinggelder dieser Dialogaktion anscheinend nicht verschleudert gewesen sein. Also verschickte Klett die Karten mit dem Eierrätsel erneut, obgleich Ostern schon Wochen her ist. Diesmal kam die Karte ohne Rubbelspaß. Mit der Headline: „Nun endlich geknackt: die zwei Überraschungen…“. Unter den abgebildeten Eiern stand: „Die letzte Osterüberraschung (…) war schwer zu knacken, dieses Mal ist es leichter!“


Die Aufgabe besteht darin, einen Code in einem Feld auf klett.de einzugeben. Sollte dies ernsthaft jemand machen wollen, winkt als Lohn: ein Arbeitsblatt zu Kommaregeln. Wow, eine echt schöne Osterüberraschung. Vielleicht sollte man Klett auch eine Überraschung schicken: ein Arbeitsblatt zu Marketingregeln.

Sonntag, 29. März 2015

Apples größter Coup

Es ist das Zentrum der Macht, es ist die heiligste Adresse der Apple-Jünger, es ist der Shops aller Shops: The Company Store auf dem Apple Campus, 1 Infinite Loop, Cupertino in Kalifornien. Hier, im weltweiten Headquarter der wohl spannendsten Marke des Universums, ist ein Laden, der sogar für Normalsterbliche geöffnet ist. Montags bis freitags von 10 bis 17.30 Uhr.

Das, was dieser Store bietet, ist wirklich mehr als überraschend. Fast jeder der weit gereisten Besucher steht nach Betreten ziemlich betreten da, mit offenem Mund. Zunächst einmal: Der Shop ist nicht viel größer als ein Obst-Laden, der echte Äpfel verkauft. Auf einer länglichen Theke sind lieblos ein halbes Dutzend Computer aufgestellt, an einer Art Stehtisch sind drei lieblos positionierte Handys zu finden. Kein einziger Computer steht zum Verkauf, kein Handy, kein iPod, nichts.

Dennoch ist dieses Geschäft einzigartig in der Welt, denn es ist der einzige Platz, an dem es T-Shirts, Tassen und Accessoires mit Apple-Logo gibt. Sagen die freundlichen Mitarbeiter. Nach investigativer Recherche ist es jok-blog gelungen (in freundlicher Kooperation mit dem VDZ), doch noch ein hypermodernes, völlig überraschendes Original-Apple-Produkt zu finden, mit dem man sogar ohne Batterie weiterschreiben kann: einen Bleistift.


Sonntag, 15. März 2015

Zu wenig telefoniert: Telekom kündigt mir!

Kündigungen bekommt man nicht gerne. Tage, an denen eine Kündigung ins Haus flattert, sind schlechte Tage. Umso überraschter war ich, als mir die Telekom am Wochenende eine Kündigung schickte, für meinen Handy-Vertrag.

Streng genommen kam der Schrieb von einer Tochter der Telekom, Congstar, ein Anbieter, der damit kokettiert, „Mobilfunkanbieter des Jahres 2014“ geworden zu sein. Auf der Homepage wirbt diese Billigmarke damit, keine monatliche Grundgebühr zu verlangen und keine Vertragslaufzeit aufzudrängen. Guter Dienst. Das dachte ich, als ich nach einem privaten Handydesaster ein Notfallssystem aufbaute, mit Congstar. Keine monatliche Grundgebühr, keine Vertragslaufzeit, toll. Damals, vor zig Jahren, da war das noch neu.

Doch jetzt stellte Congstar fest, dass ich zu wenig telefoniere. „Wir wollen keine nervigen Kunden wie Sie, Sie Schmarotzer, Sie Schwabe! Oder sind Sie Grieche? Wenn alle so wenig telefonieren würden wie Sie, dann würden wir keine Millionengewinne einsacken können“, meinte man wohl bei meinem Mobilfunkunternehmen, als es schrieb: „Leider müssen wir Ihnen hiermit das Vertragsverhältnis zum 24.04.2015 kündigen, da wir festgestellt haben, dass…“ Dass was? Dass ich nicht freundlich war, beim Telefonieren? Dass ich mit fettigen Fingern auf die Tastatur haue, Mundgeruch beim Telefonieren habe oder was? Nein, „dass die letzte Aufladung Ihres Guthabenkontos 15 Monate zurück liegt“. Klar, da ist ja auch noch echtes Kapital auf dem Konto. Ein nicht unbeachtliches Privatvermögen, über dessen Zukunft Congstar schweigt.

Die Sache ist aber wohl eine andere, die deutsche Wirtschaft geht völlig neue Wege, um ihre Umsätze anzukurbeln: Wenn Mobilfunker ihren Handy-Kunden kündigen, weil sie zu wenig telefonieren, dann werden Daimler, BMW und Audi ihren Fahrern das Auto wieder wegnehmen, wenn sie zu wenig fahren. Zeitschriftenverlage werden ihren Abonnenten kündigen, wenn sie zu wenig lesen und Media Markt & Co werden  ihre TV-Apparate wieder einkassieren, wenn wir zu wenig fernsehen.


Ach ja: Congstar wirbt auf dem Kündigungsschreiben mit dem Satz: „Kennen Sie schon unsere günstigen Optionen für Ihre Prepaid-Karte?“ Was meinen die damit? Vielleicht, wie man als Kunde kündigen kann?

Sonntag, 1. Februar 2015

Bedrohliches Einschreiben von Amazon

Die Ankündigung eines Einschreibens im Briefkasten kommt einer Drohung gleich. Einschreiben haben immer unangenehme Inhalte. Entweder, es ist eine Kündigung oder eine Anzeige, eine nicht bemerkte Fahrerflucht, oder die Bundeswehr will einen nach Syrien schicken, auch wenn man schon vor Jahrzehnten ausgetreten ist, was wir einst Kriegsdienstverweigerung nannten. Nein, Einschreiben erhält man nicht gerne.

Um was also konnte es bei unserem Einschreiben gehen, das wir jetzt erhalten haben? Wir sind das gesamte potenzielle Strafregister durchgegangen, wir haben keine Waffen verschoben, keine Tiere gequält, nicht einmal falsch eingeparkt. Nein, uns fiel nichts ein, keine Beleidigung, kein Delikt, kein Nichts. Selten genug.

Am Postschalter gab es gegen Ausweis und Unterschrift dann einen merkwürdigen weißen Umschlag, einen dicken, gepolsterten. Absender: chinesische Schriftzeichen. Was konnte das nur sein? Es war: ein Schal. Sonst nichts im Umschlag. Kein Brief, kein Zettel, keine Rechnung. Ein Schal ohne Etikett.


Dann fiel es uns ein: Einen Schal haben wir bestellt. Bei Amazon. Im November schon – und bislang kam dazu keine einzige Information, lediglich das Geld war ordnungsgemäß abgebucht worden. Amazon war aber ehrlich. So ehrlich, schon vor drei Monaten anzukündigen, das Lieferdatum könne der 31. Januar werden. Es ist der 30. Januar geworden. Bestätigt dank des Einschreibens.

Sonntag, 11. Januar 2015

Dienstwagen in Bayern: Nimm zwei!

Dienstwagenverordnungen haben ihre eigenen Gesetze. Vor allem in Deutschland. Dass Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lediglich deutsche Autos zumuten wollen, dürfte sicher noch im Toleranzbereich des fahrenden Führungsvolkes sein. Doch wenn es sich bei Dienstwagen um Fun-Fahrzeuge handeln soll, ist Schluss mit lustig. Da hört der Spaß auf. SUVs oder Cabrios sind wohl bei fast allen Firmen als Dienstwagen schlicht verboten.

Gilt das auch in einem Autokonzern wie Volkswagen? Nicht ganz: Zwar darf man sich dort im Halbjahresrhythmus ein neues Gefährt ordern, überraschenderweise auch Cabrios, doch soll es in Wolfsburg verboten sein, seinen Dienstwagen mit geöffnetem Verdeck über das Betriebsgelände zu kutschieren. Schließlich sind wir doch keine Spaßgesellschaft, selbst wenn wir selbst Spaßprodukte herstellen und verkaufen.

Die Wahl eines Dienstwagens hat aber auch stets eine politische Komponente, die nicht unterschätzt werden darf, erst recht nicht in politischen Kreisen. Nehmen wir als Beispiel den Freistaat Bayern. In diesem traditionell orientierten Bundesland fahren seit ungefähr 2000 Jahren zwei große Autofirmen um die Wette: BMW und Audi – ältere Bajuwaren sprechen noch von Horch.

Jetzt kommt die politische Frage: Welche dieser beiden Marken soll das bayerische Regierungspersonal fahren? Welcher Herrscher greift zu welchem Dienstwagen? Um dieses heikle Problem zu lösen, müssen sich mal vor vielen hundert Jahren bayerische Politiker an einen Tisch gesetzt haben. Und sie haben eine Lösung gefunden, die bis heute noch Gültigkeit hat: Bayerische Höchstgeschwindigkeitspolitiker dürfen als Dienstwagen stets beide Marken fahren. Parallel. Gleichzeitig. Wie auch immer das gehen mag. Und das ist kein Witz von jok-blog, das ist bayerischer Alltag. Das ist kein Humor, das ist ernst. Viel zu ernst. Spitzenpolitiker fahren Audi und BMW. Oder BMW und Audi. Das ist keine Oder-Frage. Es ist eine Und-Antwort.

Sollte sich die bayerische Idee in Baden-Württemberg herumsprechen, dann werden die Spätzles- oder vielmehr PSles-Schwaben neben ihren Daimler einen Porsche stellen dürfen und auch einen Audi, wenn er in Neckarsulm hergestellt wurde. Noch besser sieht es für Angela Merkel aus, wenn sie davon Wind kriegt. Dann würde ihr Fuhrpark aus Audi, BMW, Mercedes, Porsche, aber auch aus VW, Opel, Ford, einigen Panzerfahrzeugen und einem Zeppelin bestehen.


Sonntag, 5. Oktober 2014

Audi: Krach gegen Aufpreis



Autos wollen leise sein. Normalerweise. Und geben in ihrer Werbung gerne laut, wie geräuscharm sie in Fahrt kommen. Nicht so Audi. Die Ingolstädter geben damit an, wie laut sie sein können. Das heißt, gegen Aufpreis gibt es jetzt den Audi noch lauter. 

Per Briefkastenprospekt bewirbt Audi „als erster Automobilhersteller ein ebenso einmaliges wie innovatives Produkt“. Und zwar: „das Motorsoundsystem“. Damit wird Ihr persönlicher Audi A4 oder Audi A5 mit TDI-Motor jetzt noch lauter. Für andere Audi-Modelle scheint der käufliche Zusatzkrach noch nicht entwickelt zu sein. 

Technisch soll das laut Werbeblatt so funktionieren: „Zwei sogenannte Aktoren, die in die Abgasanlage integriert sind, unterstützen den natürlichen Klang und lassen eine absolut außergewöhnlich dynamische und gleichzeitig Audi typische Soundkulisse entstehen.“ Heißt es wörtlich von Audi. Davon, dass sich der „Motorsound zusätzlich in seiner Intensität verändern“ lasse, ist die Rede, ein Sound, „der Ihr Herz höher schlagen lässt“. Die unverbindliche Preisempfehlung für den Krach-Effekt: 995 Euro. Zuzüglich Einbau.

Klar hat das System Vorteile: Man hört aufgrund des kräftigen Motorengetöses das sinnlose Plärren seiner Kinder nicht mehr, das Gewinsel oder Geschnattere des Ehepartners, man kann endlich beim Fahren geräuschvoll entspannen. Mit Motörhead im Getriebe.

Audi hat da wohl was missverstanden und nimmt sich allzu wörtlich. Natürlich  heißt Audi schlicht Höre! Oder Horch, wie die Firma mal auf Deutsch hieß. Heute müsste der Autobauer eher „Halt die Ohren zu!“ heißen oder: Schnauze! Auf Ingolstädter-lateinisch also vornehm: Silentio!

Freitag, 12. September 2014

Apple-Watch mit Herz

Die einstige Kultmarke Apple verspricht für 2015 eine Armbanduhr, deren Batterie bis zu einem Tag lang durchhalten soll. Dann muss man die Uhr nur einen halben Tag lang laden – und die Welt dreht sich weiter. Der Fortschritt scheint unaufhaltbar.

Besonders beeindruckend ist aber, neben innovativen Funktionen wie Sekundenanzeige, Stoppuhr oder Kalender, dass die Apple-Watch so eine Art eingebauten Herzschrittmacher haben soll. Damit ist es anscheinend auch möglich, wenn ich es richtig verstanden habe, die Herzfrequenz meines Gegenüber zu messen. Dies soll eine moderne Technik der Verführung sein. Schluss also mit dem Flirten, Lächeln, Fühlen. So in etwa lesen sich die ersten Testberichte, die jeweils ohne Test geschrieben wurden.
Dieses Tool fasziniert natürlich. Stellen wir uns mal einen jungen Mann vor, der bei einem Date wissen möchte, ob die Chemie mit seiner Angebeteten stimmt, ob er ihren Puls in die Höhe treiben kann. Er wird ihr natürlich nicht mehr in die Augen blicken, sondern auf seine Uhr starren. Red Bull trinken und abwarten. Man kann davon ausgehen, dass ihr Puls steigt. Messbar steigt. Durchaus möglich, dass dann Messergebnisse falsch interpretiert werden.
Die Frage ist, ob die neue Apple-Uhr nicht ganz andere Einsatzmöglichkeiten mit diesem Herzmesser erproben könnte? Ob man damit nicht seinen eigenen Puls auf Kopfdruck nach oben treiben könnte. Oder auch nach unten. Oder – gleich einem Tempomat – automatisch regulieren lassen könnte. Dann würde sich niemand mehr im Straßenverkehr aufregen.

Oder, ob man dank Apples Idee, ein halbiertes iPhone am Arm zu tragen, etwa beim Chef eruieren könnte, ob heute ein guter Tag für ein Gehaltsgespräch wäre? Oder ob die Apple-Watch herkömmliche, haushaltsübliche Lügendetektoren ersetzen könnte? Man stelle sich vor: Wenn dann die eigene Frau eines Abends sagt, sie habe Kopfweh, könnte man dank Apple kontern: „Nee, Schatz, du hast kein Kopfweh! Die Uhr, die du mir geschenkt hast, sagt anderes…“
So ist es absehbar, dass auch dieses Apple-Produkt für Gesprächsstoff sorgen wird. In ganz neuen Dimensionen.

Montag, 11. August 2014

Die Gut-Scheinlogik von CinemaxX

Die Kinokette CinemaxX hat sich etwas ausgedacht, um mehr Tickets verkaufen zu können, als Menschen ins Kino passen. Wie das geht? Ganz einfach: Man verkaufe Gutscheine. Das Kino bezeichnet diese als Emotionen. Denn, so die Werberpoesie: „Emotionen sind das schönste Geschenk.“

Gutschein gefällig?
Mit diesem flotten Werbespruch sollen Gutschein-Verschenker angelockt werden. Hoch emotional. Doch, ganz ehrlich, was passiert mit Geschenkgutscheinen? Cinemaxx gibt es auf der eigenen Homepage unter diesem LINK unverblümt zu: „Sie verstecken sich in Schubladen, Kommoden, in vergessenen Kartons oder in den Hosentaschen der alten Lieblingsjeans“.

Wer aber das Glück genießt, dennoch einen alten CinemaxX-Gutschein zu finden, hat nicht unbedingt wirklich Glück. Denn die verschenkten Tickets laufen alle irgendwann ab. Anscheinend laut BGB nach drei Jahren. Heißt es bei CinemaxX.

Wer in diesen Tagen vor einer CinemaxX-Kasse mit CinemaxX-Geschenkgutscheinen abgewiesen wird und sich dennoch dazu entschließt, ein reguläres Ticket zu erwerben, der erlebt dann doch eine echte Überraschung: Auf der Rückseite des Tickets findet sich Werbung: „Verschenke, was sich jeder wünscht! Die Gutschein-Geschenkbox…“

Freitag, 4. Juli 2014

WM der Rucksäcke



Wussten Sie, dass Fußballer zu Beginn eines Spieles „zentnerschwere Rucksäcke wegkicken müssen“? Das habe ich bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft gelernt. Gesehen habe ich es zwar nicht, doch gehört. Die Moderatoren geben sich in Brasilien wirklich Mühe, Fußball vorBILDlich zu erklären. Das ist sicher ein harter Job.

Demnach gibt es Fußballer, die bei dieser Weltmeisterschaft „immer zwei bis drei Wachhunde um sich herum“ haben. Auch das war mir neu. Meine Augen sind zwar nicht mehr die besten, mein Fernseher nicht mehr der schärfste – oder war es umgekehrt? Jedenfalls sind mir die Wachhunde nicht aufgefallen.

Einmal hieß es über einen jungen Mann im Trikot: „Der braucht Bälle, um seiner Mission nachgehen zu können“. Das finde ich irgendwie gemein. Da strengen sich so viele Menschen auf dem Rasen an und dann kommt einer daher und sendet seinen Mitmenschen Botschaften mit seinem Ball, um zu missionieren. Merkwürdiges Spiel.

Dabei gibt es Bälle im Fußball nur noch sehr selten. Meist ist es das Runde, das Leder oder die Kugel. Unter Kugel habe ich mir immer etwas anderes vorgestellt, eher eine Murmel. Oder müssen die sich jetzt in Brasilien die Kugel geben? Ich muss ja nicht alles verstehen. Aber dass sich die Brasilianer beim Stand von 1:1 „jetzt überlegen, ob das Spiel für sie akzeptabel ist“, das hat mich dann doch überrascht.

Was ich daraus lerne? Fußball-Moderator darf nur werden, wem es gelingt, binnen 90 Minuten möglichst wenige treffende Metaphern zu verwenden. Dann kann ich ja diesen Blog als Bewerbung verwenden.

Montag, 26. Mai 2014

RL9


Drama bei Bayern München. Wie der aktuelle Spiegel meldet, erhält Robert Lewandowski, ein Fußballspieler, der nur stürmen soll, die Rückennummer 9. Die Begründung aus, Zitat, „Vereinskreisen“ lautet: „Für uns war es wichtig, dass wir den Markenclaim RL9, den Lewandowski sich aufgebaut hat und von dem wir uns auch auf dem polnischen Markt ein gutes Wachstum versprechen, nicht zerstören.“

Das heißt auf nichtmarketingsprechbayerisch: RL9 soll also ein Markenclaim sein. So was wie „Haribo macht Kinder froh…“ oder „Spiegel-Leser wissen mehr“. Aha. Und diesen Markenclaim „RL9“ hat sich der Ballermann aufgebaut. Von „RL9“ verspricht sich Bayern München auf dem polnischen Markt ein gutes Wachstum. Wie soll „RL9“ denn wachsen? Soll daraus ein „XL9“ erwachsen?

Jok-blog hat einmal zum Thema Rückennummern recherchiert. Zwar wurden 1948 im deutschen Fußball diese Nummern eingeführt, doch die Franken vom 1. FC Nürnberg bekamen das erst 1951 mit. Damals gab es noch kein Internet. Bei jeder Startelf konnte man die Rücken von 1 bis 11 durchzählen. Das war bis 1995 so. Dann spielten sie alle verrückt, die Fußballer. Und das ist bis heute so. Die höchste Rückennummer trug Andreas Herzog, nämlich die 100. Das erlaubte ihm die Fifa zu seinem 100. Länderspiel. Die Weltöffentlichkeit bekam das aber gar nicht mit, da Herzog für Österreich gespielt hat.

Hierzulande gab es mal die Nummer 77. Die war auf dem Rücken von Andreas Görlitz, der damit 2007 für einen Verein mit dem Namen Karlsruher SC kickte. Das fand der DFL wohl ziemlich undufte und führte 2011 ein neues Rückennummerngesetz ein. Seither gilt ein Rückennummerntrageverbot jenseits der 40. Auch, wenn man älter ist. Nur wenn der Kader größer als 40 Spieler ist, dann muss fortlaufend nummeriert werden.

Ganz schön politisch, was da so auf dem Rücken der Fußballer ausgetragen wird. Und das, wo Manager beim FC Bayern München mit dem Steuern von Nummern… ach ne, da ging es um Steuernummern. Aber manch Bayernspieler soll sich ja mit Nummern-Affären durchaus auch schon in der Historie in die Schlagzeilen gebracht haben. Nein, bleiben wir anständig bei der „9“. Die hatten schon Luca Toni, Giovane Elber oder Bruno Labbadia in München. Auch Dieter Hoeneß, der steuerzahlende Bruder, hatte die 9 wie auch Gerd Müller, der mit 365 Toren in 427 Bundesliga-Spielen alle Rekorde schlug.

Die 9 hat also ein gutes Omen beim FCB. Entsprechend unentspannt soll der bisherige Nummern-Boy mit der „9“ reagiert haben: Mario Mandzukic soll sein Trikot auf den Boden geschmissen und eine Tür im Umkleideraum eingetreten haben, vermeldet wiederum der Spiegel.

Da sind doch Frauen deutlich souveräner. Nachdem die Nummern-Girls der „9“, Inka Grings (FCR Duisburg) und Birgit Prinz (FFC Frankfurt), ihren Verein verlassen haben, werden beide Vereine als Ehrbezeugung ihrer Heldinnen die Nummer 9 nie mehr nutzen. Also, RL9, hör auf IG9 und BP9.

Sonntag, 18. Mai 2014

Werbeslogans für Konfirmanden



Wie göttlich mag sich jeder Kreative fühlen, wenn sich dessen Schöpfungen in des Volkes Sprachgebrauch mischen. Wenn Geiz geil wird. Oder Technik so muss. Oder wenn man da weiß, was man hat. Da spürt man des Schöpfers Sprachkraft.

Göttlich-kreativen Zu-Spruch erwarten in diesen Wochen auch Konfirmanden - meist in Form von Bibelversen. Entsprechend findet man online Seiten ohne Ende mit Sinnsprüchen, die sich die Kreativen der kirchlichen Werbeagenturen namens Propaganda schon vor Hunderten von Jahren ausgedacht haben. Etwa: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“ Als Quelle wird hier Jesaja 54,10 angegeben.

Weil dieses historisch wertvolle Spruchwerk vielen jungen Menschen doch zu alt und umständlich erscheint, und sich so viel Kirchensprech einfach nicht mehr merken lässt, um es auswendig vorzutragen, findet man in den Netzgemeinden des sozialen Webs Hilferufe nach zeitgemäßem Sinnvokabular. „Wer kennt moderne Konfirmationssprüche?“, wird das weltweite Nichts gefragt. Oder, wörtlich im Q&A-Sektor der Proll-Professionals, Gutefrage.net: „Welche Automarkenslogans eignen sich als Konfirmationsspruch?“ Das ist wirklich keine Erfindung von jok-blog.

Was bedeutet das für die Werber-Community? Womöglich, dass sie den Sprücheklopfern der biblischen Schriften überlegen ist? Dann könnte sie den Konfirmanden Biblisches in Werbesprache übersetzen. Beispiele:

„Herr, tu mir kund den Weg, den ich gehen soll“ (Psalm 143,8) könnte heißen: „Come in and find out!“ (Douglas).

„Bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,10) könnte heißen: „Hell wie der lichte Tag“ (Osram).

„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“ (Psalm 50,15) könnte heißen: „Ruf doch mal an“ – „Erleben, was verbindet“ (Deutsche Telekom).

Wie aber geht man mit vorhin genanntem, äußerst komplizierten Satz- und Sinngebilde um, diesem:
 „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“, wie es nach Jesaja 54,10 heißt?
Ganz einfach:.„Wir machen den Weg frei“ (Volksbanken).

Also, Werber, packen wir´s an, es gibt viel zu tun. Denn nichts ist unmöglich!

Dienstag, 22. April 2014

Überraschende Einladung

Mehr als zehn Einladungen spuckte die Post heute auf meinen Schreibtisch. Darunter natürlich aufregende Ereignisse wie den Duftstar in Berlin oder den TV-Wirkungstag.

Eine Einladung stach mir aber besonders ins Auge. Auf der 20 x 20 Zentimeter fetten Pappe war das Wort "Einladung" schwarz auf schwarz eingestanzt. Beim Öffnen war ein Liebespaar zu sehen. Dazu der Text: "Partnerschaft kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Liebe zum Beispiel."

Von wem war diese Einladung nur? Auf den beiden aufklappbaren Folgeseiten ging es um "Geschäftspartnerschaften" und ganz grundsätzlich darum, dass es Partnerschaften wert seien, dass man sie pflege - und feiere.

Dann erst, beim nächsten Umklappen der Einladungskarte wurde verraten, worum es geht. Nicht um Parship, nicht um eine besonders eloquente Werbeagentur, nicht um den Marketing-Papst Franziskus. Die Einladung galt einem ganz besonderen Ereignis, einem echten runden Geburtstag, wörtlich: "50 Jahre Unterputz-Spülkasten".

Samstag, 19. April 2014

Top-Zuschläge für Top-Journalisten



Je renommierter ein Journalist, desto teurer die Werbung. So macht es Hürriyet. Hä?
Also, von Anfang an: Der Preis für Werbeanzeigen richtet sich in deutschen Publikationen bekanntlich nach Auflage, Reichweite und Qualität der Zielgruppe. Wenn alles normal läuft, was im Mediageschäft die Ausnahme wäre.

Einen völlig anderen Weg geht ausgerechnet die „türkische Tageszeitung“ (Eigenangabe) Hürriyet, verriet jüngst Kai Diekmann in München im trauten Kreise des VZB, des Verbandes der Zeitschriftenverleger in Bayern. Der Mann mit dem Rauschebart muss es wissen, ist er doch Chefredakteur der Bild-Zeitung beim Axel-Springer-Verlag, dessen Vertrieb Hürriyet an 30.000 Verkaufsstellen verteilt. Wahrsager und –schreiber Diekmann behauptete, dass Werbekunden bei Hürriyet mehr zahlen würden, wenn sie in der Nähe renommierter Autoren platziert wären. Für die türkischen Pendants von Leyendecker, Prantl &Co würden Top-Zuschläge gezahlt. Und Anzeigenkunden würden sich um genau deren Umfelder reißen.

Weil Top-Journalisten die Werbepreise nach oben treiben, gebe es in der türkischen Verlagswelt hoch bezahlte Transfers wie bei Fußballstars. Ausgerechnet dort wissen Verlage, was ihnen guter Journalismus wert ist. Hä?

Sonntag, 16. März 2014

Neu in Österreich: Man spricht Deutsch!



Den Österreicher an sich zu verstehen, mag nicht immer leicht sein. Nicht nur, wenn es um politische Gesinnungen geht, sondern, ganz simpel, wenn es um die Sprache geht. Denn anders als das primitive Englisch, das anspruchslose Französisch oder das völlig überschätzte Chinesisch ist das Österreichisch von elitären Austriazismen durchsetzt. Außerhalb jener außergewöhnlichen Sprachgemeinschaft führen diese diabolisch-dialektischen Syntagmen oft zu linguistischen Debakeln. Ohne das offizielle ÖWB, das Österreichische Wörterbuch, ist zum Beispiel der Deutsche in österreichischen Landen völlig lost in translation.

Hier ein kurzer Einblick in den Sprachdschungel der lieben Nachbarn: Das österreichische „Bandagist“ etwa hat nichts mit Steuerflüchtlingen zu tun, sondern ist ein Geschäft für Sanitätswaren, der „Beuschelreißer“ ist eine starke Zigarette, der „Piefke“ dagegen ist meist die nicht ganz freundliche aber oft treffende Bezeichnung für den Deutschen und „Hofer“ steht für Aldi. Wie soll da ein Ausländer, etwa ein Germane, durchkommen?

Aushilfe verschafft jetzt aber eine klug durchdachte Leserreise des Spiegel, zu finden auf einer Beilage in der morgigen Ausgabe: Der Prospekt bewirbt „Österreich“, ganze acht Reisetage, für günstige 1595 Euro. Ohne Hin- und Rückfahrt, versteht sind. Der Clou neben den vielen inkludierten Reiseleistungen wie „1 x Mittagsjause“ oder „2 x Abendessen beim Heurigen“ ist, absolut wörtlich: „Deutsch sprechende Marco Polo-Reiseleitung in Österreich“.

Montag, 10. März 2014

Kärchers Hochdruck-Logik



Das Frühlingserwachen im Schwäbischen wird im Allgemeinen dadurch deutlich sichtbar, dass die kehrenden Besen samstags die Bordsteine im Ländle zurückerobern. Nicht so in Winnenden, der Geburtsstadt der Kärcher-Technologie. Hier kärchert sich die gelb-schwarze – völlig unpolitisch gemeint – Fraktion mit Hochdruck durch die Straßen. So natürlich auch ich als wohnbehafteter Winnender.

Bei mir allerdings wurde das Frühjahrskärchern jäh unterbrochen, als ein kleines Löchlein im Hochdruckschlauch das Wasser in ungewollte Richtungen jagte. Aber im Hauptsitz des Hochdruckreaktors eilte ich natürlich am Samstag sofort zur Zentrale. Dort gab es – wie auch im benachbarten Obi Baumarkt – durchaus Ersatz: Das kleine Schläuchlein sollte 89,99 Euro kosten. Mein relativ billiger Unterschichtenkärcher hat aber lediglich 59 Euro gekostet. Und das Volkskärchermodell K2 gibt es sogar noch zu diesem Preis. Inklusive Hochdruckschlauch.

Kurzerhand ließ ich mich überreden, einen Luxuskärcher im Wert von 299 Euro zu ordern – und würde ich meinen völlig intakten schlauchlosen Altkärcher zurückgeben, bekäme ich sogar noch 20 Prozent Rabatt. Also exakt so viel Rabatt, wie mein Kärcher einst gekostet hatte. Im Prinzip kriege ich also den Neupreis zurückgekärchert. Indem ich kräftig draufzahle. Kapiert?