Wer ein Startup gründet, gilt als cool. Ebenso, wer bei
einem Startup arbeitet oder dort einmal ein paar Monate, Tage oder Sekunden
verbracht hat. Wer nicht in einem Startup seine Arbeit verrichtet, möchte aber
zumindest so tun, als sei er in einem. Er tauscht Lackschühchen mit Sneakern,
beklebt seinen Laptop mit lustigen Stickern und richtet ein Kreativzimmer ein.
Nun habe ich mal hinter die Kulissen von Startups geblickt.
Und daraus ein Buch gestrickt. Mit Recherche-Ergebnissen, mit denen ich selbst
nicht gerechnet hätte: Etwa, wie viele Startups tatsächlich scheitern. Und dass
dieses Scheitern nicht toll ist, wie so oft gepredigt wird, sondern, um einen gescheiterten
Gründer zu zitieren: Scheitern ist Scheiße.
Am meisten beeindruckt aber bin ich davon, wie viele
Startups keine mutige Geschäftsidee verfolgen, sondern wie sie ihre Investoren
blenden wollen, um möglichst schnell per Exit-Strategie an das große Geld zu
kommen. Wie es Teenies und Studenten gelungen ist, Milliarden für Bluffs
einzusacken.
Ein Punkt schmerzt aber besonders, den meine Recherchen
gezeigt haben: Wie stark insbesondere Frauen in Startups ausgebeutet werden und
wie dramatisch dort das Me-too-Thema aufkommt, schlimmer als etwa bei der
Bundeswehr.
Frauen erhalten von Investoren nur ein Viertel ihrer
geforderten Gelder, Männer das Doppelte. Risikokapital fließt nur zu zwei
Prozent an Frauen. Und das, wo sie nachweislich deutlich erfolgreicher sind als
ihre männlichen Kollegen. Was auch daran liegt, dass Frau an sich weniger gerne
blufft, dass sie realistischere Businesspläne erstellt, dass sie weniger gierig
ist, dass sie erst dann gründet, wenn sie völlig überzeugt von ihrer Idee ist.
Männer dagegen gründen schneller. Oft, ohne sich über ihre
Zielgruppen Gedanken gemacht zu haben. Oft, ohne sich mit Märkten beschäftigt
zu haben oder mit etwaigen Wettbewerbern.
Das Buch liest sich wie ein Krimi. Mit einem brutalen Fall
nach dem anderen. Sie werden bei der Lektüre 220 Seiten lang nur den Kopf
schütteln…
Die Startup-Lüge von Jochen Kalka, Econ-Verlag 2019