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Sonntag, 15. Mai 2011

Papst-Missbrauch

Das mit den Märchen, die einem der Heilige Vater stets erzählt, kann einem schon auf die Heilige Socke gehen. Allein seine letzte Seligsprechung für seinen polnischen Vorgänger lässt sich nur schwer vor Kindergartenkindern begründen, was wohl in etwa so klingen könnte: "Hallo Kinder Gottes, ich bin Hex-Hex der Papst, ich kann zaubern. Doch Magier Johannes Paul Potter II ist noch besser als ich, der kann sogar noch jetzt Kaninchen aus dem Hut zaubern, obwohl er und das Kaninchen schon längst tot sind. In wunder!baren Träumen durchgeknallter Menschen erweckt er alles zum Leben, denn er ist ein Heiliger..." Nun ja, wer es glaubt, wird selig, Zauberer oder Papst.

Die nächste Seligsprechung erhofft sich ein Münchner für, nein, nicht für sich, seine Frau oder sein Kaninchen, sondern für seine Brille. In einer ganzseitigen Anzeige der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung wirbt der Brillenmacher Tomi Suchy unter der Headline "Weltneuheit: Segen vom Heiligen Vater?" fast schon ketzerisch. In der Heiligen Schrift der Werbeanzeige heißt es wörtlich: "Mit der Unterstützung des Erzbischöflichen Ordinariats München und der Deutschen Bischofskonferenz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit ist Herr Suchy überzeugt, dass er auch den Heiligen Vater von seinen Brillenkünsten überzeugen kann und vielleicht sogar 'den Segen' des Heiligen Vaters für die NON-PLUS-ULTRA empfängt."

Das klingt ein bisschen nach Mario Barth und Mediamarkt oder nach Jung von Matt und Sixt, also nach schwarzem Humor und sixtinischem Spaß. Doch Meister Suchy scheint nicht mehr ganz propper und meint es ernst: "Anlässlich des Papstbesuches Benedikt XVI. in Berlin vom 22. bis 25. September 2011 wird die Überreichung einer optischen Brille - NON-PLUS-ULTRA 'Volksbrille' - an den Heiligen Vater vorbereitet."

Dieses Zauberding für seine Heilige Kurzsichtigkeit soll aus "zahlreichen Gesprächen, gemeinsamen Überlegungen und Beobachtungen zwischen Herrn Suchy und Personen aus dem Tätigkeitsfeld des Heiligen Vaters" entwickelt worden sein. Also mit Pfarrern? Jedenfalls stelle "diese randlose, extrem leichte Titanbrille 'Made in Germany' mit den optischen Werten des Heiligen Vaters ein einmaliges, unerlässliches Präsent dar". Was, bitte schön sind denn die optischen Werte des Heiligen Vaters? Das Evangelium des Brillenmachers geht aber noch weiter: Das optische Heilix Blechle soll im handgefertigten Brillenetui verschenkt werden - "passend zum Büro-Interieur des Heiligen Vaters".

Jetzt mal ehrlich, hat der Papst so eine Schmach verdient? Missbrauch ist ja im Zusammenhang mit der katholischen Kirche nichts Neues. Aber den Papst zu missbrauchen, für unheilige Werbebotschaften? Dieser Weg kann nicht ins Paradies führen - oder doch? Schließlich heißt der Brillenschlangenladen "Optik Paradies Suchy".

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