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Mittwoch, 25. April 2012

Vettel weiß, worauf es ankommt

Gewaltsam prallen Sport und Politik zusammen. Gestern in Peking bei den Olympischen Spielen, heute in Bahrein bei der Formel 1, morgen in der Ukraine bei der Fußball-Europameisterschaft. Was wird in den Medien darüber diskutiert, philosophiert, eruiert: Wie politisch ist Sport? Wie sportlich darf eine Politik der Folter sein?

In Bahrein, da zeigte Vorbild Vettel, der Red Bull-Basti, wie ein Profi mit derartigen Problemen umgeht. Er sehnte sich laut Süddeutscher Zeitung danach, "endlich in sein Auto zu steigen und sich mit den Dingen zu befassen, auf die es wirklich ankommt - Reifentemperaturen".

Vettel hat gewonnen. Nun ja, zumindest das Rennen.

Sonntag, 22. April 2012

Burda und das Twitter-Drama

Er gilt als ein Mensch, der neuen Dingen gegenüber äußerst aufgeschlossen ist. So investierte der Verleger Hubert Burda schon so früh in Europe Online, als hierzulande kaum noch jemand wusste, wie man „Internet“ überhaupt buchstabiert. Heute lässt er Online-Koryphäen aus aller Welt einfliegen, um bei der Konferenz DLD (Digital Life Design) den Blick noch mehr in die Zukunft richten zu können.

In diesen Tagen jedoch war Burdas Weitblick eingeschränkt, ganz oben, im siebten Stock seines Büros in der Münchner Arabellastraße 23. Zweige hingen an einer Stelle vom Dach herunter. Jede Menge Geäst trübte seinen Blick, das gab es noch nie. Was war das nur? Eine Falle? Ein Wood-Ausbruch? Ein Natur-Ereignis? Das musste schnell geklärt werden. Also schickte der Verleger seine mutigsten Mitarbeiter zur investigativen Recherche aufs Dach – inklusive einem Paparazzo. Und der lieferte den Fotobeweis: Bei Burda hatte sich ein neuer Nachbar eingenistet - mit ordnungsgemäß abgelegten Eiern.

Eier-Attacke im 7. Stock.                         Foto: Burda INSIDE
Die Intranet-Hauspostille „Burda INSIDE“ informierte augenblicklich – augenzwinkernd - ihre Mitarbeiter  über den fast schon hitchcockartigen Vogel-Angriff auf den Verleger und versprach, die Kollegen auf dem Laufenden zu halten. So konnte wenig später via Intranet weltexklusiv verkündet werden, dass die drei prominenten Babies geschlüpft waren. Burda INSIDE bekam gar heraus, wer die Eltern waren: „Laut übereinstimmender Augenzeugenberichte von Beobachtern und der Analyse einer Expertin handelt es sich bei den Burda-Birds um Krähen.“

Echt-Twitter bei Burda.                                Foto: Burda INSIDE
Für Digital-Trends-Friend Burda muss es ein völlig neuartiges Erlebnis sein, was ihm da von den Dächern her gezwitschert wird: Twitter in seiner reinsten Urform.

Sonntag, 15. April 2012

Bunter Stoff macht Medien-Karriere

Mal geht es um kriminelle Machenschaften bei einem Medienhaus, mal um eine Top-Personalie im Marketing, mal, wie in der morgigen Ausgabe, um Spekulationen zu Verkaufsgerüchten eines ganzen Verlages: Mit unserer Zeitschrift "Kontakter" sind wir wohl immer deutlich mutiger als andere Mediendienste. Entsprechend beschäftigt ist unser Justiziar, der stets dafür sorgt, dass der "Kontakter" auch juristisch Recht behält.

Doch zuweilen ist bei der Leserschaft des "Kontakters" der Stoff einer persönlichen Randnotiz wichtiger als der heiße Stoff über Medien- und Markenmacher. Jüngst hatten meine lieben Kollegen in einer kleinen "Splitter"-Meldung zum Kontakter-Client-Award etwas in einem Nebensatz thematisiert, was - unverhofft - Wellen schlug: die Farbe meiner Socken. Kritik von Kopf bis Fuß - nach dem jüngsten Brillen-Bashing "Was gesagt werden muss".

Der Senior Account Manager einer honorigen Agentur aus Köln hatte es aber lieb gemeint. Er freute sich in einem persönlichen Schreiben, dass ich meine "pinken Strümpfe habe blitzen lassen - Bravo!" Und er lud mich dazu ein, doch mal ein Foto auf seinem Socken-Blog hochzuladen, zu finden unter  www.usock.tumblr.com.

Nicht genug der medialen Karriere meiner farbfrohen Fußkleider: Als ich die jetzige Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung aufschlug, Seite 12, las ich zu meiner Überraschung unter der Rubrik "Mitten in... München" eine Socken-Episode, die mir tatsächlich jüngst im Aufzug des Süddeutschen Verlags passiert ist. Darin berichtet die SZ-Autorin, wie ich in einer gemeinsamen Aufzugfahrt auf ihre lila Ballerinas starre und sage, während ich mein Anzughosenbein nach oben ziehe: "Ich habe die passenden Strümpfe zu Ihren Schuhen an."

Bei dem "scheinbar normalen Anzugträger", die Beschreibung gilt mir, "grau in grau, vom Schlips bis zum Schuhwerk..." immerhin ein "Wow"-Effekt. Vielleicht sollte ich meinen Blog in Sock-Blog umbenennen?

Mittwoch, 4. April 2012

Was wirklich gesagt werden muss!

Leserbriefe in Papierform, im Umschlag verschickt, mit Briefmarke versehen, kommen nur noch selten in der Redaktion an. Meist sind es Mails, ungefilterte Reaktionen auf Facebook oder Einschreiben vom Anwalt, die eine Redaktion erreichen.

Umso erstaunter war ich, als ich neulich einen echten Brief von einem echten W&V-Leser erhielt. Er hatte ein wichtiges Thema, das vielleicht Relevanteste der Branche überhaupt. Es ging nicht um Israel, Burda, WAZ, Trading oder unbezahlte Pitches. Es ging um mich persönlich. Wörtlich begann der Brief mit den Worten:

"Als Frontmann im Editorial geben Sie W&V mit Ihrer ganzen Persönlichkeit das Gesicht. Um den Relaunch zu unterstreichen, tragen Sie sogar eine neue Brille."

So etwas merken Leser. Wow! Der Brief geht aber noch weiter. So heißt es etwas später: "Richtig ist - und das wird immer wieder unterschätzt - nur Brillenträger können ihre Imagewirkung verstärken oder schwächen."

Jetzt kommt's. Das heißt, fünf Zeilen später kommt's: "Durch Tragen einer Brille, die besser zu Ihrer Persönlichkeit passt, könnten Sie Gewicht und Resonanz Ihrer Person für W&V deutlich verbessern. Ein gemeinsamer Besuch beim Optiker Ihres oder meines Vertrauens wird Ihnen zeigen, welches (...) Modell Sie garantiert Ihrer jetzigen Brille vorziehen würden."

Ganz ehrlich, dieser Leser wusste - besser als Günter Grass - was gesagt werden muss!