Seitenaufrufe

Sonntag, 15. Juli 2012

Sonderangebote für Einbrecher

Beim Vertrieb von Saisonartikeln denkt man an Weihnachten, Ostern oder Sommersachen. Der Billighändler Norma hat einen völlig neuen Markt aufgetan. In seinem jüngsten Prospekt bewirbt der vermeintliche Unterschichtenladen ganz besondere Ware, die ab diesem Montag angeboten wird. Es ist ebenfalls eine Art von Saisonartikel: Einbrecherhilfen.

Ferienzeit ist bekanntermaßen Hochsaison. Für Diebe und Einbrecher. Und um ihnen die entsprechende Ausstattung rechtzeitig anbieten zu können, unmittelbar vor den großen Ferien, verkauft Norma zum Beispiel Glasbohrer-Sets für 5,99 Euro. Oder, noch besser, einen Glasschneider, "zum Schneiden von Glas", wie der Prospekt überraschungsfrei bestätigt, "inklusive Brechvorrichtung", zu knapp zwei Euro. Besonders empfehlenswert ist aber auch der vierteilige Stemmhebelsatz aus gehärtetem Werkzeugstahl, mit dem sich vermutlich fast jedes Fenster knacken lässt, falls der Glasschneider mal versagen sollte.

Die Serie heißt "Kraftwerkeuge". Das also versteht man unter Norma-tiefer Kraft.

Samstag, 14. Juli 2012

American Express verhört seine Kunden

Die Freiheit nehm ich mir, sehr gerne sogar, zumal im Urlaub, wenn auch nicht mit der Kreditkarte von Visa, sondern mit der von American Express, wenn ich shoppen gehe. Männer gehen ja gerne einkaufen, wenn es um Bau- oder Media-Märkte geht. Weniger gerne, wenn es darum geht, neue Hosen anzuprobieren.

Gerät man dann aber in Kauflaune, so jüngst eines Nachmittags in Italien, dann wird die Karte schon gereizt. Bei mir schien es so, dass Amex gereizt war, da ich die Karte lächerliche vier Mal in Reihe ausgespielt hatte. Denn dann funktionierte sie nicht mehr. Auf dem Scontrino, dem Kassenbon, wurde mein Zahlungsvorgang als "abgebrochen" angezeigt, rote Warnlampen gingen an, Sirenen schrien auf, die Carabinieri stürmte den Laden... So kam es mir jedenfalls vor, als es zu diesem unfreiwilligen Interruptus kam und auf dem Keinkassenbon eine Telefonnummer genannt war, die ich anrufen müsste. Gut, dass die reizende italienische Verkäuferin noch nicht gereizt war.

Ich wählte die Nummer mit italienischer Vorwahl, ging nicht. Ohne italienische Vorwahl, ging nicht. Mit deutscher Vorwahl, ging nicht. Dann übernahm die Verkäuferin. Hinter mir bildete sich in dem Hosenladen eine Schlange (honi soit...). Die Verkäuferin wählte mit ihrem Telefon und schon war der freundliche Amex-Computer dran. Leider sprach er besser italienisch als ich. Meine Sprachkenntnisse begrenzen sich auf die Bestellung einer Pizza mit anschließendem Cafe. Und dem Bezahlen einer Hose mit Kreditkarte - aber nur, wenn diese funktioniert.

Also übernahm abermals die Verkäuferin. Gezielt drückte sie eine Null, folgte den Instruktionen des sprachbegabten Computers, drückte dann eine Eins, später wieder irgendwas, bis sie mir den Hörer reichte. Die Schlange hinter mir wurde länger und länger, die Kasse war durch meinen Fastkaufvorgang blockiert. Ich hörte im Hörer ein leises Englisch, das sich ziemlich italienisch anfühlte. Wie ich heißen würde. Das wusste ich. Wo ich wohnen würde. Auch damit kam ich klar. Wann ich geboren sei. Wieder gelang mir die Antwort.

Die Menschen hinter mir wurden langsam unruhig. Schimpften schon auf mich. Doch ich durfte mich nicht ablenken lassen. Die Prüfungsaufgaben von American Express wurden anspruchsvoller. Wo ich im Februar übernachtet habe. Keine Ahnung. Berlin vielleicht? Oder Hamburg? Ich wusste es nicht. Wie das Hotel in Köln hieß. Ich fragte wann und wusste es ebenfalls nicht. Seit wann wir in Italien wären, was ich mit der Kreditkarte gekauft hätte, ob ich mal - vor vielen Monaten - in London ein Frühstück hatte. Und wo es war.

Mir war klar: Entweder wurde in Italien gerade eine Neuauflage von "Das Leben der Anderen" gedreht, die Stasi wurde modern durch Amex ersetzt - oder ich war mitten in einer italienischen Ausgabe von "Verstehen Sie Spaß?". War ich aber nicht. Es war ein Verhör, in dem ich kläglich versagte, weil ich mein eigenes Leben nicht kannte. Weil ich zu wenig über mich selbst wusste. Mit dem Ergebnis: Die Karte wurde wieder freigeschaltet.

Bezahlen sie einfach mit ihrem guten Namen, dichtete die Agentur Ogilvy & Mather einst im Jahre 1984. Neunzehnhundertvierundachzig? Das kann kein Zufall sein. Big Brother is watching me...

Donnerstag, 12. Juli 2012

Die Tricks mit der Bettensteuer

Was haben sie gemeinsam, die Städte Bochum, Duisburg, Osnabrück und Moers? Richtig, sie gehören zu den 22 Städten Deutschlands, die von ihren eigenen Übernachtungsgästen eine Bettensteuer verlangen. Was mögen jene kommunalen Bettenlagerer jetzt dumm aus der Bettwäsche gucken, wo ihnen heute das Bundesverwaltungsgericht diese pauschale Gutenachtgeschichte gestrichen hat - zumindest für Geschäftsreisende.

Diese Schlafstrafgebühr von meist einem bis drei Euro mag nicht hoch erscheinen. Zumal sie für so schläfrige Städte wie Bochum und Suhl gerechtfertigt sein könnte. Oder sind das Orte, die einem den Schlaf rauben? Albträume.

Die Bettennutzungsgebührenverordnung gibt es auch im Ausland in lustigen Varianten. Rom etwa hat sich Folgendes für seine Touristen ausgedacht: Je länger sie bleiben, desto mehr kostet jede einzelne Nacht. Una Notte speziale kostet einen Euro. Nächtigt man gar zehn Mal, zahlt man drei Euro - und zwar für jede Nacht, macht 30 Euro pro Person oder 120 Euro für eine Familie mit zwei Kindern. Von wegen Ewige Stadt.

Noch fantasievoller zeigt sich Cannes in Südfrankreich. Quartiert man sich dort für eine einzige Nacht ein, etwa während der Werbefestspiele, muss man fremdenfreundliche 80 Cent berappen. Doch weil Cannes nicht will, dass man nur eine Nacht weilt, muss jeder Gast den Hotelpreis für mindestens zwei Nächte zahlen. Eine Nacht in Cannes gibt es also nur zum Preis von zwei.Immerhin: Die Bettensteuer bleibt brav bei 80 Cent.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Betriebsrat setzt sich für Highheels ein

Es sind die echt fiesen Themen, die durch die Verlagswelt geistern, das Leistungsschutzrecht etwa, die schleichende Auflagenerosion, drohender Stellenabbau hie und da, fallende Absätze. Nein, nein, nein, da mögen sich Fachfrau und Fachmann täuschen, die echten echt fiesen Themen sind ganz andere, wie meine Kolleginnen und Kollegen der W&V nebenbei in ihrem investigativen Tun erfuhren. Obwohl, mit fallenden Absätzen hat es durchaus zu tun.

So soll es bei der Betriebsratsversammlung der Burda Style Group etwa um die Rettung der Highheels gegangen sein. Denn vor dem Verlagsgebäude lauert - echt fies eben - aggressives Kopfsteinpflaster als Absatzfalle, wie W&V via Facebook ans Licht der Öffentlichkeit bringt. Da bedürfe es laut Betriebsratsforderungen einer Lösung. Kopfzerbrechen über Kopfsteinpflaster.

Ein weiteres Thema, das den Betriebsrat des Münchner Verlags beschäftigt, in diesen echt fiesen Zeiten, ist laut W&V das "Mitbringen von Hunden in die Redaktion". Ratten und Schlangen sollen vereinzelt schon gesichtet worden sein. Glauben fiese Hunde.

Nicht unterschlagen werden darf der dritte wesentliche Punkt, der diese Woche an der Arabellastraße diskutiert wurde. Er spiegelt in gewisser Hinsicht den Sättigungsgrad mancher Mitarbeiter wider. Es ging um den Wunsch, kohlehydratärmere Kost in der Burda-Kantine zu erhalten. Fette Füße passen nämlich nicht so gut in Highheels.