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Sonntag, 25. November 2012

Todesmutige Anzeige


Unternehmen schenken ja gerne mal zum Ableben eines ehemaligen Mitarbeiters ein paar tröstende Worte in Form einer Anzeige. Echt lieb. Wer in diesen Tagen das Trauerspiel zum Tod Albert Cramers verfolgt hat, dem Seniorchef der Brauerei Warsteiner, mag sich darüber gewundert haben, dass die Biermarke mit dem kompletten Werbeslogan trauerte. So hieß es am Ende der Todesmeldung ganz wahrhaftig: „Das einzig Wahre – Warsteiner“.

Sollte der Vorstoß des Brauers Schule machen, werden Todesanzeigen zukünftig noch unterhaltsamer sein. Ob es den Verstorbenen gefällt oder nicht. Wie mag es wirken, wenn man in der Kiste liegt und der ehemalige Arbeitgeber mit „Quadratisch. Praktisch. Gut“ kondoliert? Oder mit „Nicht immer, aber immer öfter“. Auch Ikeas „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ käme ziemlich schräg daher. Oder: „Da weiß man, was man hat“ (Persil). Nicht besser wäre Datevs Slogan „Zukunft gestalten. Gemeinsam“ oder auch der von Geo: „Die Welt mit anderen Augen sehen.“

Gut, dass die Warsteiner-Dichter nicht bei AOL gearbeitet haben. Da hätte sich mancher im Grab umgedreht: „Ich bin schon drin…“

Samstag, 10. November 2012

Goldenes Lenkrad statt Mauerfall


Deutschland am 9. November 1989, die Mauer fiel – wo aber war eigentlich West-Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper zu diesem historischen Zeitpunkt? Jok-blog hat 23 Jahre lang mühevoll recherchiert und es jetzt lückenlos für die Weltöffentlichkeit exklusiv herausgefunden: Momper hat gefeiert. Und sich schon Monate zuvor zu dieser Feier als Gast angemeldet gehabt. Nachweislich. Momper war eigentlich unmittelbar an der Mauer, ganz oben im Hochhaus des Axel Springer Verlags, im Journalistenclub.

Gerade war das Goldene Lenkrad verliehen worden, damals, 1989, eine Veranstaltung, zu der traditionsgemäß die obersten Autobosse kommen, um eine der Trophäen für eines ihrer Fahrzeuge entgegenzunehmen. Nach der Verleihung floss wie gewohnt der Champagner im altehrwürdigen Journalistenclub, quasi im Himmel über Berlin. Von hier oben sah der Blick über die Stadt am Abend stets sehr zweigeteilt aus. Die große Fensterfront zeigt gen West-Berlin, man sah eine leuchtende Großstadt. Gegenüber war es relativ dunkel, der Osten.

Doch in jener Nacht sah das Bild anders aus. Da war die Action an der Mauer. Momper & Friends sollen aber erst einmal nichts davon mitbekommen haben. Handys gab es noch nicht. Der Axel Springer Verlag war jedoch als Zentrum der Nachrichten auf dringende Mitteilungen eingestellt. Und so kommunizierten die Mitarbeiter über Lautsprecher im Journalistenclub, dass die Mauer gefallen sei. Das hatte dennoch zunächst wohl keiner verstanden. Erst akustisch nicht, dann fehlte allein der Glaube. Momper fuhr dann aber sofort zum Sender Freies Berlin und anschließend ins Rathaus, die anderen Gäste des Goldenen Lenkrads, das fast auf den Tag genau in dieser Woche wieder dort verliehen wurde, gingen sofort runter auf die Straße, heißt es. Um zu feiern: Wir sind das Volk – statt Goldenes Lenkrad.

Freitag, 2. November 2012

Edeka: Wir lieben Alkohol!


Liebe geht gerne mal durch den Magen, das ist bekannt. Das ist auch dem Lebensmittelhändler Edeka bekannt, dem es gelungen ist, sich endlich vom verstaubten Rudi-Carrell-Image der 70er Jahre zu lösen, mit einer Liebeserklärung, die von den Kreativen der Hamburger Agentur Grabarz & Partner stammt: „Wir lieben Lebensmittel.“

Obgleich die Kampagne mit Spots wie Bub-an-der-Käsetheke oder Mann-lässt-sich-über-Wein-beraten als eine der erfolgreichsten Werbeauftritte der vergangenen Jahre gilt, wechselte Edeka in diesem Jahr zur Agentur Jung von Matt. Wirkt für Außenstehende wie eine treulose Liebe. Egal, darum geht es hier nicht.

Hier geht es darum, wie liebevoll Edekas Slogan im aktuellsten Prospekt platziert wird. Und zwar auf der Rückseite des Werbepapiers: „Wir lieben Lebensmittel“ bezieht sich hier nicht auf Käse, Fleisch, Fisch oder Brot, sondern auf einen ganz besonderen „Super-Knüller“, eine Spirituose, die mit einem Alkoholanteil von 35 Prozent als rumartig eingestuft wird und auf den Namen Captain Morgan hört. Edeka liebt Bölkstoff. Und liebt alle, für die eine Rummarke nichts anderes ist als – ein Lebensmittel. Schließlich geht auch Rum durch den Magen.