Seitenaufrufe

Samstag, 26. Januar 2013

Fehler im Heissgetränkesystem


Ein Saturnprospekt in der Zeitung. Endlich mal wieder. Was war mein Leben teuer, als Saturn noch regelmäßig in Zeitungen mit Beilagen geworben hatte. In jedem Prospekt entdeckte ich völlig neue Produkte, die ich sofort kaufen musste. Dank der zeitungsarmen neuen Saturn-Strategie kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt im Saturn war.

Natürlich habe ich den aktuellen Saturn-Prospekt genossen und wohl länger gelesen als die restliche Zeitung. Und dabei wieder etwas für mich völlig Neues entdeckt: Ein Produkt, das 39 Euro kostet – „inklusive 40 Euro Guthaben-Konto“. Nein, es handelte sich nicht um ein Handy, auch nicht um ein Tablet, einen Computer oder Ähnliches, es handelte sich bei der Guthabenkonto-Werbung letztlich um eine Kaffeemaschine, die im Prospekt als „Bosch Heissgetränkesystem“ angepriesen wurde.

Eine Kaffeemaschine mit Guthaben? Für was denn das? Erst dachte ich, man könne mit der Kaffeemaschine telefonieren. Oder war es ein Handy, mit dem man Kaffee aufbrühen konnte? Nein, im Kleingedruckten hieß es unter dem Produkt-Bild: „Werden Sie Mitglied bei myTassimo…“, was eine Art Clubmitgliedschaft eines Online-Shops sein soll, wenn ich es recht verstanden habe.

Dieses Heissgetränkesystem – warum trauen sich die Werbetexter hier denn nicht, von einer Kaffeemaschine zu sprechen? – hat noch eine Finesse, die für mich völlig neu ist: „Automatische Getränkeerkennung“. Was, bitte schön, soll das denn sein? Die „automatische Gesichtserkennung“ ist mir bekannt. Das ist das, was bei mir persönlich immer nicht funktioniert, wenn ich auf Branchenveranstaltungen wieder alte Branchenbekannte treffe, die ich allesamt wieder nicht erkenne. Aber was ist die automatische Getränkeerkennung bei einer Kaffeemaschine?

Hier habe ich auch nach gründlicher Recherchetätigkeit Interpretationsschwierigkeiten. In dem Prospekt heißt es, dass die Getränkeerkennung durch Strichcode geschehe. Aha. Für gewöhnlich rieche ich guten Kaffee, bevor ich ihn schmecke, was mir meist während des Trinkvorgangs gelingt. Mag sein, dass dieses Gerät mit Absicht Heissgetränkesystem heißt – und eben nicht Kaffeemaschine. Weil ein ganz normaler Kaffeetrinker nicht mehr in der Lage wäre, das, was da ausgespuckt wird, zu erkennen. Aber, Moment, dazu gibt es doch die Getränkeerkennung…

Ich glaube, ich muss Mitglied bei myTassimo werden. Dann kriege ich ja 40 Euro, wovon ich mir die Kaffeemaschine zu 39 Euro kaufen kann. Vielleicht wird er mir dann klar, der Fehler im Heissgetränkesystem.

Dienstag, 1. Januar 2013

Chaos mit dem Chaos bei der Bahn


Unmittelbar vor dem Feiertagsmarathon überraschte die Deutsche Bahn mit der Überschrift des Jahres: „Bahnchef Rüdiger Grube erwartet kein Chaos.“ Eine Meldung, die völlig ernsthaft am 20. Dezember via dapd gestreut wurde. Und die viele Medien völlig ernsthaft mitgenommen haben. In ihren Blättern, Online-Auftritten, im Radio, im Fernsehen. Große Worte gehören in große Medien.

Zugegeben, vor zwei Jahren, da hatte sich die Bahn eine andere Überschrift als Weihnachtsüberraschung einfallen lassen, in etwa: „Die Bahn rät vom Bahnfahren ab“. Damals hatte es geschneit, aus heiterem Himmel. Und nur 9.000 Menschen schippten einst Gleise frei. Jetzt hat der Vorstandsvorsitzende Grube dafür gesorgt gehabt, dass 20.000 Menschen mit Schippen an den Gleisen lauerten, ob nicht doch noch Schneeflöckchen hoch vom Himmel her kommen würde. Schnee war aber über die Feiertage nicht angesagt – und so sollte der Bahnchef Recht behalten: kein Chaos.

Man stelle sich aber mal vor, all die anderen Vorstandsvorsitzenden und Chefs, die so in Deutschland herumsitzen, lassen sich eine ähnliche Propaganda einfallen, wie es die Bahn tut. Dann wären die Medien über die Feiertage voll gewesen mit folgenden Meldungen: „Lufthansa erwartet kein Chaos.“ „Statistisches Landesamt zur Zählung von Binnenschiffen erwartet kein Chaos“ Oder auch: „McDonalds erwartet kein Chaos!“ – trotz der vielen Verwandtschaftsflüchtlingsströme.

Womöglich sind all die anderen Vorstände bislang nur noch nicht auf die Idee gekommen, kein Chaos zu erwarten. Aber wahrscheinlich ist es inzwischen die viel stärkere und überraschendere Headline als ein Chaos zu erwarten.

Das wiederum beweist die Deutsche Bahn selbst: Im vergangenen Herbst hieß es nämlich wörtlich: „Chaos bei Bahn: Weniger Verspätungen erwartet“ – nachzulesen etwa bei ffh.de.