Seitenaufrufe

Montag, 26. Mai 2014

RL9


Drama bei Bayern München. Wie der aktuelle Spiegel meldet, erhält Robert Lewandowski, ein Fußballspieler, der nur stürmen soll, die Rückennummer 9. Die Begründung aus, Zitat, „Vereinskreisen“ lautet: „Für uns war es wichtig, dass wir den Markenclaim RL9, den Lewandowski sich aufgebaut hat und von dem wir uns auch auf dem polnischen Markt ein gutes Wachstum versprechen, nicht zerstören.“

Das heißt auf nichtmarketingsprechbayerisch: RL9 soll also ein Markenclaim sein. So was wie „Haribo macht Kinder froh…“ oder „Spiegel-Leser wissen mehr“. Aha. Und diesen Markenclaim „RL9“ hat sich der Ballermann aufgebaut. Von „RL9“ verspricht sich Bayern München auf dem polnischen Markt ein gutes Wachstum. Wie soll „RL9“ denn wachsen? Soll daraus ein „XL9“ erwachsen?

Jok-blog hat einmal zum Thema Rückennummern recherchiert. Zwar wurden 1948 im deutschen Fußball diese Nummern eingeführt, doch die Franken vom 1. FC Nürnberg bekamen das erst 1951 mit. Damals gab es noch kein Internet. Bei jeder Startelf konnte man die Rücken von 1 bis 11 durchzählen. Das war bis 1995 so. Dann spielten sie alle verrückt, die Fußballer. Und das ist bis heute so. Die höchste Rückennummer trug Andreas Herzog, nämlich die 100. Das erlaubte ihm die Fifa zu seinem 100. Länderspiel. Die Weltöffentlichkeit bekam das aber gar nicht mit, da Herzog für Österreich gespielt hat.

Hierzulande gab es mal die Nummer 77. Die war auf dem Rücken von Andreas Görlitz, der damit 2007 für einen Verein mit dem Namen Karlsruher SC kickte. Das fand der DFL wohl ziemlich undufte und führte 2011 ein neues Rückennummerngesetz ein. Seither gilt ein Rückennummerntrageverbot jenseits der 40. Auch, wenn man älter ist. Nur wenn der Kader größer als 40 Spieler ist, dann muss fortlaufend nummeriert werden.

Ganz schön politisch, was da so auf dem Rücken der Fußballer ausgetragen wird. Und das, wo Manager beim FC Bayern München mit dem Steuern von Nummern… ach ne, da ging es um Steuernummern. Aber manch Bayernspieler soll sich ja mit Nummern-Affären durchaus auch schon in der Historie in die Schlagzeilen gebracht haben. Nein, bleiben wir anständig bei der „9“. Die hatten schon Luca Toni, Giovane Elber oder Bruno Labbadia in München. Auch Dieter Hoeneß, der steuerzahlende Bruder, hatte die 9 wie auch Gerd Müller, der mit 365 Toren in 427 Bundesliga-Spielen alle Rekorde schlug.

Die 9 hat also ein gutes Omen beim FCB. Entsprechend unentspannt soll der bisherige Nummern-Boy mit der „9“ reagiert haben: Mario Mandzukic soll sein Trikot auf den Boden geschmissen und eine Tür im Umkleideraum eingetreten haben, vermeldet wiederum der Spiegel.

Da sind doch Frauen deutlich souveräner. Nachdem die Nummern-Girls der „9“, Inka Grings (FCR Duisburg) und Birgit Prinz (FFC Frankfurt), ihren Verein verlassen haben, werden beide Vereine als Ehrbezeugung ihrer Heldinnen die Nummer 9 nie mehr nutzen. Also, RL9, hör auf IG9 und BP9.

Sonntag, 18. Mai 2014

Werbeslogans für Konfirmanden



Wie göttlich mag sich jeder Kreative fühlen, wenn sich dessen Schöpfungen in des Volkes Sprachgebrauch mischen. Wenn Geiz geil wird. Oder Technik so muss. Oder wenn man da weiß, was man hat. Da spürt man des Schöpfers Sprachkraft.

Göttlich-kreativen Zu-Spruch erwarten in diesen Wochen auch Konfirmanden - meist in Form von Bibelversen. Entsprechend findet man online Seiten ohne Ende mit Sinnsprüchen, die sich die Kreativen der kirchlichen Werbeagenturen namens Propaganda schon vor Hunderten von Jahren ausgedacht haben. Etwa: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“ Als Quelle wird hier Jesaja 54,10 angegeben.

Weil dieses historisch wertvolle Spruchwerk vielen jungen Menschen doch zu alt und umständlich erscheint, und sich so viel Kirchensprech einfach nicht mehr merken lässt, um es auswendig vorzutragen, findet man in den Netzgemeinden des sozialen Webs Hilferufe nach zeitgemäßem Sinnvokabular. „Wer kennt moderne Konfirmationssprüche?“, wird das weltweite Nichts gefragt. Oder, wörtlich im Q&A-Sektor der Proll-Professionals, Gutefrage.net: „Welche Automarkenslogans eignen sich als Konfirmationsspruch?“ Das ist wirklich keine Erfindung von jok-blog.

Was bedeutet das für die Werber-Community? Womöglich, dass sie den Sprücheklopfern der biblischen Schriften überlegen ist? Dann könnte sie den Konfirmanden Biblisches in Werbesprache übersetzen. Beispiele:

„Herr, tu mir kund den Weg, den ich gehen soll“ (Psalm 143,8) könnte heißen: „Come in and find out!“ (Douglas).

„Bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,10) könnte heißen: „Hell wie der lichte Tag“ (Osram).

„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“ (Psalm 50,15) könnte heißen: „Ruf doch mal an“ – „Erleben, was verbindet“ (Deutsche Telekom).

Wie aber geht man mit vorhin genanntem, äußerst komplizierten Satz- und Sinngebilde um, diesem:
 „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“, wie es nach Jesaja 54,10 heißt?
Ganz einfach:.„Wir machen den Weg frei“ (Volksbanken).

Also, Werber, packen wir´s an, es gibt viel zu tun. Denn nichts ist unmöglich!