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Samstag, 26. Dezember 2015

Terror-Schildkröten gefährden Flugverkehr

Ausgerechnet in seiner Weihnachtsausgabe ist dem Nachrichtenmagazin Spiegel ein Coup gelungen, der von den bisher bekannten Kriegs- und Terrorängsten begründet ablenkt, doch neue Gefahren aufzeigt: Flugzeuge drohen mit Objekten zu kollidieren, die man nicht wirklich auf dem Radarschirm hatte. Es geht um Schildkröten. Wörtlich schreibt der Spiegel 53/2015 auf Seite 107, dass „198 Schildkröten laut der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde FAA von Januar 1990 bis Juli 2015 in den USA von Flugzeugen erfasst worden sind.“

Was für ein Risiko, über das die meisten Menschen noch nie nachgedacht haben. Binnen 25 Jahren 198 Kollisionen mit lebenden Panzern? Das sind jährlich acht unheimliche Begegnungen. Wie sehen die denn in der Realität aus? Überhaupt, seit wann können Schildkröten fliegen? Die Zahl der Menschen mit Flugangst wird mit dieser schrecklichen Meldung dramatisch in die Höhe schießen.

Die gute Nachricht, die der Spiegel in besagtem Bericht anfügt, ist, dass „im gleichen Zeitraum kein einziger Zusammenstoß eines Flugzeugs mit einer Mikrodrohne verzeichnet wurde.“ Abgesehen davon, dass es Drohnen noch keine 25 Jahre lang gibt.

Bleibt die Frage offen, was es mit den 198 Schildkröten auf sich hat. Steht „Schildkröte“ vielleicht für ein militärisches Fluggerät? Mitnichten. Auch wenn der Asterix-Leser die „Schildkrötenformation“ kennt, die sogenannte Testudo-Formation, bei der römische Soldaten ihre Schilder vor, beziehungsweise über sich hielten und damit einen Panzer bildeten.

Nein, das ist nicht die Lösung der vom Spiegel aufgedeckten Schildkröten-Affäre. Auch geht es nicht um eine Erfassung von Schildkröten, also eine Zählung vom Flugzeug aus, einer vom Aussterben bedrohten Tierart.

Wühlt man tief in den Archiven, in denen sich geheime Papiere von Bedrohungsszenarien gegen die USA finden, stößt man auf Dokumente, die beweisen, dass Schildkröten tatsächlich gerne mal den Flugverkehr lahmlegen. Allerdings in Form von gepanzerten Bodentruppen. So begeben sich jährlich Ende Juni bis Anfang Juli am New Yorker JFK oft mehr als 100 Schildkröten auf die Straße – oder vielmehr auf die Rollbahn.

Um in der nahen Jamaica Bay Eier abzulegen. Aber das hat der Spiegel noch nicht enthüllt.